ACHTUNG Güllegase!

Autor: Franz Strasser ABL

Folgendes Bild kann sich jetzt auf den tierhaltenden Betrieben abspielen:
Beim Gülleausfahren werden die Kanäle in den Ställen abgelassen, gleichzeitig läuft der Mixer in der Grube. Dabei werden Güllegase freigesetzt, verstärkt bei warmer Witterung. Bei Niederdruckwetterlage und bei geschlossenen Gruben können durch den leeren Gülleabfluss hochgiftige Gase in den Stall zurückgedrückt werden. Unterdrucklüftungen fördern diesen Umstand. Da die Gase schwerer als Luft sind, breiten sie sich an der Stalloberfläche in Tierhöhe nur langsam aus und vermischen sich kaum mit der Stallluft. Schweine die sich im Stall befinden sind davon gefährdet, sie werden bewusstlos bzw. verenden, wenn sie nicht rasch mit Frischluft versorgt werden.

Was sind Güllegase?
Bezüglich Eigenschaften von Güllegas besteht in der Praxis ein großes Informationsdefizit:
Im Flüssigmist leben Mikroorganismen, die unter Ausschluss von Sauerstoff (anaerob) die organischen Bestandteile abbauen.

Bei diesem Vorgang entstehen Schadgase:

  • Schwefelwasserstoff (H2S): Wird Gülle aufgerührt oder abgelassen, entweicht dieses hochgiftige Gas in die Luft. Riecht in ungefährlicher Konzentration nach faulen Eiern. Ist in geringer Konzentration nicht wahrnehmbar, da der Geruchssinn gelähmt wird und ist tödlich.
  • Kohlendioxid (CO2): entsteht bei jedem Gärprozess in Güllegruben und Silos. Ist schwerer als Luft und verdrängt dadurch Sauerstoff (kriecht am Boden dahin). CO2 ist geruchlos und ab einer Konzentration von 6 % besteht die Gefahr der Bewusstlosigkeit.
  • Ammoniak (NH3): Stechend – riechend, reizt die Schleimhäute, Augen und Atemwege.
  • Methan (CH4): Geruchlos und bei richtiger Konzentration explosiv
Gülle mixen

Wie kann vorgebeugt werden?
Wer die Gefahr durch Güllegase kennt, arbeitet bewusst:

  • Während des Gülleablassens (Aufrühren im Stall) den Stall gut durchlüften: z. B. Stalltür bzw. Fenster öffnen.
  • Sobald der Inhalt des Kanals abgeflossen ist, Gülleabfluss (Stoppel, Schieber) wieder verschließen.
  • Güllemixer immer weit genug in die Gülle eintauchen. Mixerflügel, die teilweise an der Oberfläche arbeiten, setzen mehr Gase oberflächlich frei.
  • Nicht mit offenem Feuer hantieren, da Güllegase-Luftgemisch Explosionen verursachen können.

Wie erkenne ich frühzeitig erhöhte eine tödliche Güllegaskonzentration?
Schweinehalter, die Schäden an Tieren aufgrund von Güllegase mitgemacht haben berichten Folgendes:
Wenn beim Mixen der Güllestoppel/-schieber offen ist und man kommt wieder in den Stall, dann liegen als erstes die kleine Ferkel leblos in der Bucht. Das lässt sich dadurch erklären, dass die tödlichen Gase – wie Schwefelwasserstoff und Kohledioxid – schwerer als Luft sind und am Boden „dahinkriechen“. So erwischt es als erstes die Ferkel. Aber auch Zucht- und Mastschweine sind schon ums Leben gekommen und selber ist man beim Betreten in höchster Gefahr:

Daher unbedingt:

  • bei Verdacht sofort Hilfe holen,
  • das Abteil nicht alleine betreten
  • für reichlich Frischluftzufuhr  sorgen:
    • Türen, Fenster mehr oder weniger gewaltsam öffnen,
    • Lüftung auf volle Leistung
  • Erst wenn gewährleistet werden kann, dass das Abteil gut durchlüftet ist, sich um die Betreuung der Schweine kümmern.

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