Futterhygiene bei Flüssigfütterungen

Franz Strasser ABL, von der Beratungsstelle für Schweinehaltung in Wels, skizziert im folgenden Bericht, wie mit einem Hygieneplan die Fütterungshygiene verbessert werden kann.

Welcher Mäster kennt nicht diese Bild. Beim Kontrollgang zur Fütterung liegt das schwerste Schwein verendet in der Bucht. Der Bauch des Kadavers ist aufgebläht. Nicht nur, dass der finanzielle Schaden hoch ist, zusätzlich muss das Tier mit Müh und Not aus der Bucht gezerrt werden. Wird bei einer Sektion dann als Ausfallsursache EHS (Enterohämorrhagische Syndrom-Darmdrehung) festgestellt, muss verstärkt die Futterhygiene als Ursache unter die Lupe genommen werden.

Mangelnder Hygienestatus – dieser wird sichtbar durch

  • Gärungen im Anmischbehälter
  • Druck in den Futterleitungen
  • unzureichende Futteraufnahme und geringe Leistungen
  • weicher bis durchfallartiger Kot
  • plötzliche Todesfälle

Verursacht werden derartige Probleme von unerwünschten Mikroorganismen, die sich aufgrund mangelnder Hygienebedingungen in der Flüssigfütterung optimal vermehren können.

Pilze: Schimmelpilze sind deshalb unerwünscht, weil sie Mykotoxine produzieren. Die Feld- oder Lagerpilze wachsen an der Oberfläche von Futterresten und benötigen Eiweiß, Wasser und Sauerstoff für die Aufspaltung von Zucker. Eine nennenswerte Vermehrung im Fließfutter findet nicht mehr statt, aber am Deckel und an der Wand des Behälters. Bereits gebildete Mykotoxine sind im Fließfutter nach wir vor vorhanden.

Hefen: Verschiedene Sprosspilze sind in Fütterungen auffindbar. Vor allem die CO²-bildenden Arten sind unerwünscht. Die Hefen können bei geringer Sauerstoffzufuhr und Feuchtigkeit gut existieren und vermehren sich schlagartig. Sie finden deshalb im Fließfutter und feuchten Komponenten optimale Lebensbedingungen. Dabei werden Zucker und Stärke zu Kohlensäure und Wasser abgebaut. Der gashaltige Futterbrei gast im Verdauungstrakt der Tiere aus und belastet die Schweine sehr stark. Verdauungsstörungen und geringere Futteraufnahme sind dabei die Folgen.

Bakterien vermehren sich bei zuträglichen Bedingungen viel schneller als Hefe- und Schimmelpilze. Oft gewinnen sie die Oberhand bei hohem Wassergehalt und einen nicht zu saurem Milieu. Die Coli-Bakterien sind am bedeutsamsten. Diese Mikroben bauen Eiweiß zu Ammoniak und Abfallstoffe ab. Dies führt zu Geruchs- und Geschmacksveränderungen. Ein höherer Gehalt an Bakterien kann zu Durchfallserkrankungen führen. Durch Absenken des pH-Wertes auf unter 4,5 können die Enterobakterien bekämpft werden. Die Milchsäurebakterien sind wiederum erwünschte Bakterien und sind in CCM-Silagen vorzufinden. Die Milchsäure stabilisiert das Futter, fördert den Geschmack und damit die Futteraufnahme. Alle Maßnahmen zur Stabilisierung des Hygienestatus müssen darauf abzielen, dass positive Mikroben gefördert und schlechte Mikroben zurückgedrängt werden. Vor allem die Reinigung hat bei diesen Systemen einen wesentlichen Einfluss. Flüssigfütterungsanlagen sind mit fixen Reinigungssystemen ausgestattet, die aber nicht hundertprozentige Leistung bringen.

Die Behälterreinigungseinrichtungen lassen oft zu wünschen übrig

Alle Flüssigfütterungsbehälter sind mit einer Reinigungseinrichtung ausgerüstet, die aber oft unzureichend wäscht. So bleiben oft Spritzschatten übrig, an denen sich Verunreinigungen aufbauen. Mitunter sind die Reinigungsdüsen (Rädchen) nicht voll funktionsfähig. Neuere Modelle arbeiten mit langsamlaufenden Sprüharmen, die die Behälterwände nahtlos abwaschen. Bei allen Reinigungsanlagen ist auf den richtigen Wasserdruck zu achten.

Restmenge in Leitung und Behälter klein halten

Bei der Konzeption der Fütterungsanlage soll unbedingt die Restmenge im Auge behalten werden. Das heißt den Behälter nicht unnötig überdimensionieren, die Leitungslängen sparsam verlegen, eventuell auf 50er Querschnitte wechseln. Restlossysteme versuchen die Mengen klein zu halten, sind technisch ausgereift, aber auch anspruchsvoller. Stichleitungen können für manche Anlagen auch sinnvoll sein.

Säurenebler, Ozon und UV-Licht haben sich bewährt

Die Benetzung der Behälterwände nach dem Reinigungsvorgang mit Futtersäure hat sich bewährt. Praktiker berichten, dass sich der vernebelte Säurefilm sich gut an die Behälterwände anlegt. In der Folge haften die Futterreste im darauffolgenden Anmisch- und Fütterungsvorgang nicht so stark. Der Behälter bleibt in Summe sauberer. Ozongeneratoren und UV-Lichtentkeimung bringen eine keimreduzierende Wirkung. In der Praxis ist aber die Einstellung und die Überprüfung der Wirkung nicht einfach.

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