SHÖ – Marktbericht

Autor: Dr. Johann Schlederer

1. Halbjahr 2025 – rätselhaft schleppend
Mit einem Durchschnittsbasispreis von 1,89 Euro lag der Preis im 1. Halbjahr 2025 um 23 Cent bzw. 10,8 % unter 2024. Sucht man nach den Gründen, warum das Ergebnis klar unter den Erwartungen zu liegen gekommen ist, so ist ein ganzes Bündel an Einflussfaktoren anzuführen.

Der Jänner war geprägt durch Überhänge aus der selten so schlechten Feiertagskonstellation um den Jahreswechsel, gefolgt von den Schockmeldungen rund um den Ausbruch von Maul- und Klauenseuche in Deutschland, Ungarn und Slowakei. Die Hoffnung beruhte dann auf einem erfolgreichen Einstieg in die Grillsaison, was ein kaltnasser und wetterinstabiler Mai inkl. Juni nicht zuließ. Und als im Juni stabiles Hochsommerwetter eintrat, verdarb vielen Grillenthusiasten das übertrieben heiße Wetter die Lust auf Koteletts oder Bratwürste. Nachteilig wirkte sich auch der im Vergleich zum US-Dollar härter gewordene Euro aus, da im Geschäft mit Asien europäisches Schweinefleisch gegenüber in Dollar gehandeltem zusätzlich teurer geworden ist.

Minus 15 Cent Anfang Juli – warum?
Bedingt durch die eingangs beschriebenen erschwerten Verhältnisse gestaltete sich der Fleischmarkt sehr schleppend. Wer Marktberichte aufmerksam gelesen hat, konnte im Frühsommer wochenlang die Ungeduld der Schlacht- und Fleischwirtschaft verfolgen. Dass Schweinefleisch ins Gefrierlager geschoben werden musste, während üblicherweise zu dieser Zeit ausgelagert wird, ist äußerst unüblich. Aktuell schwächelt der Schweinefleischkonsum im Vergleich zu Rind- und Geflügelfleisch. Hier darf man nicht vergessen, dass Schweinefleisch beim zunehmenden muslimischen Anteil der Bevölkerung, im Gegensatz zu Rind und Geflügel auch am Griller, tabu ist. Als dann am 2. Juli Deutschland die Notierung -15 Cent nach unten setzte, sahen wir uns seitens unserer Großabnehmer gezwungen, denselben Schritt zu setzen. Ein noch größerer Preisabstand zu Deutschland hätte zu massiver Abnahmeverweigerung geführt. Die geschilderten Rahmenbedingungen lassen befürchten, dass der Jahreshöchstpreis bereits hinter uns liegt, wenngleich wir sicher jede Chance nach oben nützen werden, sofern sie sich ergeben sollte.

Weltmarkt drückt Schweinepreise in der EU
Wer günstiger oder billiger produzieren kann als alle anderen, ist Kostenführer. Wer Kostenführer ist, ist Weltmarktführer. Zuschussgebiet am Weltmarkt ist primär der asiatische Raum, d. h. Japan, China, Südkorea und die Philippinen importieren 2025 zusammen lt. Schätzung der EU-Kommission ca. 4,5 Mio. Tonnen Schweinefleisch. Globale Exportregionen sind Nord- und Südamerika mit USA, Brasilien und Kanada zusammen mit ca. 6 Mio. Tonnen und die EU mit ca. 3 Mio. Tonnen.

Aus jahrzehntelangen Vollkostenvergleichen bei Interpig wissen wir, dass der amerikanische Kontinent enorme Kostenvorteile besitzt, salopp gesagt ca. 50 Euro im mehrjährigen Durchschnitt je Mastschwein. Mit den gegenwärtigen zoll- und währungstechnischen Turbulenzen, sprich schwächelndem US-Dollar, verschieben sich die Wettbewerbsverhältnisse zusätzlich zu Ungunsten der europäischen Schweinebauern. Am heimischen Schweinemarkt sind zurzeit diese Weltmarktverschiebungen unter anderem dadurch sichtbar, dass Spanien als EU-Spitzenreiter bei den Drittlandexporten mittlerweile auch mit Kampfpreisen unter der Gürtellinie in der heimischen Fleischwirtschaft mitmischt.

Aktuell schleudern Canada und Brasilien am Weltmarkt.

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