Am 12. Juni dieses Jahres, es war der Jubiläumstag zur 2.500. Schweinebörse, versammelten sich die VLV-Delegierten und zahlreiche Ehrengäste im Haus der Landwirtschaft in Wels, um das Wirtschaftsjahr 2023 Revue passieren zu lassen und abzuschließen.
In seiner Eröffnungsrede skizzierte VLV-Obmann Markus Brandmayr zwei konträre Welten. Einerseits das sehr zufriedenstellende Marktgefüge und andererseits das nicht zufriedenstellende politische Umfeld, welches gleich zu Jahresbeginn 2024 den mühsam erarbeiteten parlamentarischen Prozess zur zukünftigen Schweinehaltung durch den VfGH wieder auf den Kopf stellte. Obendrein waren die Verhandlungen um eine Gesetzeskorrektur in den letzten Monaten von gravierenden Uneinigkeiten in den Regierungsparteien geprägt, sodass bis dato kein Ergebnis über die weitere Vorgangsweise sichtbar ist. Es bleibt also abzuwarten, ob noch in dieser Regierungsperiode oder nach den Neuwahlen mit einer neuen Regierung Klarheit geschaffen wird, wie sich unsere Schweinehalter bau- und haltungstechnisch in Zukunft zu verhalten haben. Er appellierte an die Verantwortungsträger, alles zu unternehmen, um den Selbstversorgungsgrad in der heimischen Schweineproduktion aufrecht zu erhalten, um zu verhindern, dass zukünftig die heimische Bevölkerung mit Importfleisch versorgt werden muss.
Ferkelring-Geschäftsführer DI Stinglmayr konnte über überdurchschnittlich gute Preise im abgelaufenen Jahr und gegenwärtig berichten. Dies war dringend notwendig, um die verlustreichen Jahre 2021 und 2022 etwas kompensieren zu können. Trotzdem ist schmerzhaft, dass die Zahl der Sauenhalter und Betriebe im Verband und auch außerhalb laufend zurückgeht.
Verbands- und Schweinebörse-Geschäftsführer Dr. Johann Schlederer zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden mit den Ergebnissen bei der Vermarktung. Mit einem durchschnittlichen Basispreis von € 2,22 konnte man 2023 den allzeit besten Wert zur Buche schreiben. Als Wermutstropfen führt Dr. Schlederer an, dass die Zahl der vermarkteten Schweine im Berichtsjahr um 4,5 % abnahm, was sich allerdings in Relation zum stärker schrumpfenden Gesamtmarkt wieder relativiert.
Simon Kneißl, im VLV für die „Jungen Veredler“ zuständig, gab einen Überblick über die Aktivitäten der nächsten Generation. Fokus dabei war die Arbeit im Rahmen des Projektes IBeSt, bei dem praktische und funktionierende Umbauarbeiten von bestehenden Vollspaltenstallungen in der Praxis getestet werden.
Im Gesamtverbandsbericht konnte Dr. Schlederer einen Rekordumsatz von 264 Mio. Euro darstellen und einen Bilanzgewinn nach Steuern von 55.802 Euro präsentieren. Er zeigte sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden, da man als Non-Profit-Organisation primär für die Profite der Mitglieder zuständig sei und im Verband dafür zu sorgen habe, dass man die beauftragten Dienstleistungen vollumfänglich sicherstellen kann, ohne die Mitglieder gebührentechnisch zu sehr zu belasten.
Wirtschaftsprüfer Mag. Wolfgang Holzinger konnte in seinem Revisionsbericht die Ausführungen von Dr. Schlederer bestätigen und die voll umfängliche Entlastung der Geschäftsführer und der Funktionäre der Versammlung offerieren.
Das Fachreferat hielt passend zum Jubiläum der 2.500. Schweinebörse Börsengeschäftsführer Dr. Schlederer, indem er 2.500 Wochen Schweinevermarktung anhand von zahlreichen Highlights rückblickend betrachtete. Speziell die Jahre vor und nach dem EU-Beitritt waren dabei große Herausforderungen im Zusammenhang mit der Umstellung der Klassifizierung und der Preismaske. Im Nachhinein betrachtet war es gerade zu dieser Zeit besonders wichtig, die bäuerlichen Interessen mit Kompetenz zu vertreten, da die Gefahr von Umstellungsverlusten der Landwirtschaft befürchtet wurde, aber letztlich gut abgewehrt werden konnte. Abschließend wünschte sich der Börsengeschäftsführer, dass zum Jubiläum viele zusätzliche Schweinehalter ermuntert und ermutigt werden, bei der gemeinsamen Vermarktung mitzumachen, um auch künftig gewährleisten zu können, dass man auf Augenhöhe mit der Fleischwirtschaft verhandeln kann.
Autor: Dr. Johann Schlederer